Ich liebe dieses Leben

25. April, 2010

Nach dem ich stundenlang im Urkonflikt zwischen mir und meiner Mutter gebadet hatte, aufwachte und feststellte, dass ich jetzt gerne noch einmal acht Stunden schlafen würde, taumelte ich eine Etage tiefer. Gernot war unerwarteter Weise nicht in der Küche, es war halb zehn und der Frühstückstisch war nicht gedeckt. Meine Empörung verschwand als ich ein paar Minuten später er mir sagte, ich solle mich anziehen da wir zum Reste-Brunch bei Harry eingeladen sind. Hat er noch mal geluckt.

Vor ziemlich genau vier Wochen kam ich gerade aus Bonn in Bredenbek an, als mir im düsteren Flur zwei junge Mädchen und dessen Mutter begegneten, die sich gerade verabschiedeten. Ich erinnere mich nur noch an dunkle Formen. Die Situation war so merkwürdig. Ein paar Stunden später spürte ich, dass es bedingungslos Freude war. Wie wenn sich zwei Hunde treffen, wie in Ekstase mit dem Schwanz peitschen und sich nen Keks freuen. Diese Freude spürte ich kurz vor, während und nach der Begegnung mit den unbekannten Mädchen. Ich habe in den letzten vier Wochen regelmäßig an die Begegnung und das Gefühl dabei gedacht, bzw. mich daran erinnert.

Als ich heute Morgen dann in einem stereotypischen deutschen Garten ankam, waren da auf einmal diese Mädchen. Die restlichen alten Leute im Garten, mit ihren alten Perspektiven, die so schwer im Herzen liegen und bei denen ich das Zuhören allein schon zu anstrengend finde, habe ich kaum war genommen. Die Präsenz der beiden mit Tieren sprechenden Mädchen stellte alle anderen in den Schatten. Sehr inspirierend, ihre Perspektive.

Mich beschäftigt die Frage: Angenommen ich spüre, dass eine Person bald sterben wird. Soll ich es ihm sagen? Ansonsten fiel mir heute auf, dass ich in Menschen immer klarer meine Projektionen sehe und sie nicht mehr ihnen zuordne, sondern direkt in mich zurück falle.

Ich liebe es in Kiel zu sein. So liebevolle Menschen, so viele kleine wunderschöne Momente. Wenn ich Mittwoch auf dem Flug abstürze, verlasse ich glücklich, zufrieden dieses Leben.

1 Kommentar

Malte schrieb am 30. April 2010 um 20:58 dies:

„Ich liebe es in Kiel zu sein. So liebevolle Menschen, so viele kleine wunderschöne Momente.“ - Du bringst es sehr gut auf den Punkt.

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