Ein ewiger Kampf

8. Dezember, 2009

Den letzten Monat lang erzählte mir ein momentaner Gefährte mindestens einmal pro Woche davon, was der Unterschied zwischen „tolerieren“, „akzeptieren“ und „annehmen“ sei. Egal, ob es seine Demenz, seine Liebe für diese Technik, oder ein bewusster Fingerzeig war, seine Worte fühlten sich jedes einzelne Mal absolut wahr an und logisch folgte ich seiner Klärung. Die wahre Erkenntnis folgte jedoch, wie immer bei mir, erst nach Wochen.

Jedesmal betonte er, dass „akzeptieren“ eine gewisse Distanz zwischen dem zu Akzeptierenden und einem selbst beibehalten würde. Während man, wenn man etwas „annimmt“ das zu Akzeptierende voll und ganz in sich selbst aufnimmt.

In den letzten Wochen kam vieles in der Vergangenheit Erlebtes an meine Bewusstseinsoberfläche und mit den Erinnerungen kamen auch die schönen und vor allem die unschönen Gefühle hervor.

Anfangs begann ich sie einfach zu ignorieren, denn ich wollte diese Gefühle damals nicht und ich wollte sie auch jetzt nicht und umgehen wollte ich mit ihnen erst recht nicht. Ich machte also da weiter, womit ich damals begonnen hatte: meine Gefühle, Teile von mir abzulehnen und zu ignorieren. Ich hielt Teile von mir von mir selbst fern. Kurz gesagt, ich kämpfte gegen mich selbst.

Obwohl die Pläne, die meinem Kampf beenden konnten, vor meiner Nase hingen, sah ich sie nicht, weil ich zu sehr mit dem Ignorieren von Gefühlen beschäftigt war. Dabei war es so einfach, ich musste mich nur wieder an diese wunderbare Technik erinnern.

Egal, welches Thema in einem Unwohlsein weckt, egal, welche Person einem auf die Nerven geht und egal, welche Begegnung verabscheute Gefühle in uns weckt, jedes Mal ist es eine Chance. Eine Chance einen verdrängten Teil unseres Selbsts wieder anzunehmen.

3 Kommentare

PW schrieb am 12. Dezember 2009 um 18:32 dies:

Was fühle ich? Ich habe deinen Text jetzt nicht wirklich gelesen, da habe ich gerade gar nicht den Kopf zu.

Aber eine Aufforderung, das mitzuteilen, was ich gerade fühle, einfach so, ohne dass wir uns kennen, das ist einfach einladend…

Ich fühle starke Gefühle in mir. Ich fühle mich angefühlt mit Gefühl. Es ist ein schönes Gefühl, ein Gefühl, dass irgendwie zumindest oberflächlich stark mit einer Frau zu tun hat. Vielleicht ist es ein Gefühl zwischen Hoffen und Bangen, auf dem schmalen Grat schreitend, ohne zur einen oder anderen Seite zu tendieren… Der Angst vor dem völligen Verlust seufz, die Hoffnung, dass es auf irgendeine Weise möglich ist, die schönen Gefühle mit ihr wieder zu erleben, sie so wahrzunehmen, wie es in jenen Momenten war…

Dazu diese Wut - ist es Wut? -, dass das Leben jetzt für mich so ist, wie es ist? Dass ich nicht das habe, was ich haben sollte, was ich haben könnte, was von mir erwartet wird… Wut und auch Trauer, dass es so ist, dass ich nicht so leben kann, dass ich zufrieden bin…

Die Betrachtung eines bestimmten Films trägt dazu bei, that feelings are running high… der Film hat viel mit IHR zu tun, aber es passiert mir in letzter Zeit öfter, dass bestimmte Filmszenen bei mir starke Gefühle auslösen. Ich sehe das positiv.

Da du ja schon nach meinen Gefühlen fragst, hier ein Gedicht (der deutsche Titel: ich will mehr als das), dass heute entstand:

je veux plus que ça

die stahlseile durchtrennen
bis zum horizont rennen
frei sein, laut sein, ich sein -
je veux plus que ça!

nein, warum so denken?
ich will raus, ich will leben, froh sein, lenken
dies Schicksal das verdammte…
was hält mich noch?

auf der schwelle, s‘fehlt nur ein schritt
ins dunkle - nein, schau nicht zurück!
du folge nur - verdammt, sei stur! –
der inn’ren stimme, die dich führt…

denn dein ist dies reich
dein wille geschieht
sowohl das gute als das schlechte
all ist dein werk
aus deiner hand
geschaffen
geformt
nicht in ewigkeit -

atme!

Jetzt sehe ich den Film mal weiter.

Gruß,
PW

raj schrieb am 14. Dezember 2009 um 12:29 dies:

I think you are stressing to much on what you feel or what everybody feels. What you need to stress on is how to avoid feeling anything. That is one thing which will help you attain nirvana and that is what is truth and beautifull.

Iljan schrieb am 18. Dezember 2009 um 13:22 dies:

Wenn ich Deine Texte lese (auf Deine Seite bin ich zufällig gestossen: bestdesigns.com) fühle ich, daß Du schon sehr früh (für den Durchschnittsmenschen in unserer westlichen Zivilisation) die richtigen Fragen ans Leben stellst.
Ich habe auf ähnliche Fragen zwar keine Antworten, aber riesige Hinweisschilder in der Literatur folgender Autoren gefunden. Die finale Antwort kann keiner geben, da sie nicht formulierbar sondern nur fühlbar ist - zumindest das weiß, sorry, fühle ich jetzt.
LG

Alan Watts
Eckhart Tolle
Thom Hartmann
Lao Tse
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