Ein perfektes Gleichnis

4. Februar, 2010

Um genauer zu sein, ich meine es ist eine Allegorie, aber der Titel trifft den Nagel auf den Kopf. Als ich mich heute morgen in der Bahn langsam erhob und zur Tür ging um bei der nächsten Station auszusteigen um das letzte Stück zu Fuß zur Arbeit zu gehen, fiel mir im Augenwinkel eine Frau auf. Ich schätzte ihr Alter auf Anfang zwanzig und ich fühlte mich in irgendeiner Art und Weise zu ihr hingezogen. Ich weiß nicht, was es war, aber ich wollte es haben.

Da ich es nie besonders eilig habe die Bahn zu verlassen, mich daher nicht wie sie ganz nach vorne an die Tür drängelte, ging ich wenige Schritte hinter ihr, als ich die Bahn verließ. Zu meiner (kurzweiligen) Erleichterung schlug sie den selben Weg ein, den auch ich zu meiner Firma gehen musste.

Sie ging ziemlich zügig, sodass ich meinen gemütlichen Gehstil aufgab und ihr immer schneller hinterher eilte. Ich empfinde es für gewöhnlich als unangenehm, so schnell zu gehen, aber ich wollte unbedingt das haben, was da vor mir lief - nicht sie als Objekt, das, was sie hatte.

Für gewöhnlich fällt mir spätestens in dem Moment auf, in dem ich mir die Frage stelle, was genau ich da eigentlich habe möchte, dass ich einer Projektion hinterher jage, aber heute morgen kam ich gar nicht erst auf die Idee, diese Frage zu stellen. Meine gesamte Aufmerksamkeit war dort, vor mir. Das Gefühl war so übermannend, dass nichts Anderes mehr in meinem Kopf war. Irgendwo war mir zwar klar, dass ich weder sie noch dieses etwas jetzt, hier auf diesem Gehweg haben würde, aber ich musste ihr einfach hinterher gehen. Ich wollte es haben!

Abends erschien urplötzlich diese Jagt erneut vor meinen Augen und es wurde mir schlagartig klar. Meine Verhaltungsweise heute Morgen, spiegelt schlichtweg perfekt die Verhaltensweise der Mehrheit der Menschen wieder. Darauf hin habe ich mir zwar einen Keks gefreut, aber dies war das perfekte Beispiel, wie jemand etwas blind hinterher läuft, alles andere ausblendet, nur weil dieses etwas interessant wirkt, ohne auch nur im geringsten in sich hinein zu fühlen. Das perfekte Beispiel, sämtliche Aufmerksamkeit außerhalb von sich zu richten. Das perfekte Beispiel, das Glück außerhalb von sich zu suchen.

Fühle in dich, dann endet deine Suche.

1 Kommentar

Anja schrieb am 5. Februar 2010 um 15:34 dies:

Sehr schön beschrieben :) Finde im allgemeinen deinen Blog auch richtig gut. Freu mich mehr von dir zu lesen!

Grüße

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